Sintflut

Sintflut
Sint|flut ['zɪntflu:t], die; -:
(in Mythos und Sage) große, katastrophale Überschwemmung als göttliche Bestrafung:
nach biblischer Überlieferung entgingen nur Noah und seine Familie der Sintflut.

* * *

Sịnt|flut 〈f. 20; unz.; nach der Überlieferung der Bibel〉 von Gott herbeigeführte Überschwemmung der Erde infolge 40 Tage anhaltenden Regens als Strafe für die Menschheit, der nur Noah u. seine Familie entgingen [<mhd. sinvluot, ahd. sin(t)vluot, Vorsilbe mhd. sin(e)-, ahd. sin(a)- <got. sin- „immerwährend, gewaltig“; zu lat. semper „immer“ + Flut] Siehe auch Info-Eintrag: Sintflut - info!

* * *

Sịnt|flut , die; -, -en [mhd., ahd. sin(t)vluot, unter Einfluss von Sünde zu mhd. sin(e)-, ahd. sin(a)- = immerwährend; gewaltig u. Flut]:
(in Mythos u. Sage) große, katastrophale [die ganze Erde überflutende] Überschwemmung als göttliche Bestrafung:
nach biblischer Überlieferung entgingen nur Noah und seine Familie der S.;
(emotional übertreibend:) alles stand unter Wasser, es war die reinste S.;
R nach mir die S. (was danach kommt, wie es hinterher aussieht, ist mir gleichgültig; nach dem Ausspruch der Marquise von Pompadour nach der Schlacht bei Roßbach [1757]: Après nous le déluge).

* * *

Sintflut,
 
eine meist in mythologischen oder sagenhaften Zusammenhängen berichtete allgemeine urzeitliche Flut, die alles Leben auf der Erde vernichtet, mit einem Sintfluthelden (Noah, Deukalion), der auf oft wunderbare Weise überlebt. Flutsagen sind über die ganze Welt verbreitet. In der biblischen Sintflutgeschichte (1. Mose 6, 5-9, 17) sind zwei Fassungen der Sintflutsage redaktionell miteinander verzahnt (Jahwist und Priesterschrift). Nach ihr baute Noah auf Gottes Befehl ein Schiff (Arche), in dem er mit seiner Familie und einem Paar aller Tiere vor der Sintflut gerettet wird, die als Strafe die sündige Menschheit vernichten soll. Nach der Flut schließt Gott einen neuen Bund mit den Menschen (Noachiden). Den biblischen Fassungen am nächsten stehen die sumerisch-babylonischen Sintflutsagen (sumerische Ziusudra, babylonische Atrachasis beziehungsweise Utnapischtim in der 11. Tafel des »Gilgameschepos«).
 
Die Existenz außerbiblischen Sintflutsagen (z. B. bei Berossos) führte zur Frage nach literarischen Abhängigkeiten. Untersuchungen haben z. B. ergeben, dass die biblische Überlieferung auf altmesopotamischen Überlieferungen beruht. Die Frage nach der physikalischen oder archäologischen Nachweisbarkeit einer universalen Sintflut verkennt den literarischen Charakter der Flutsagen. Vielmehr haben lokal begrenzte Überschwemmungskatastrophen das Material für die Sintflutsagen in aller Welt gegeben, in denen sich die Erfahrung totaler Bedrohtheit der menschlichen Existenz schon in ältester Zeit Ausdruck verschafft.
 
Der biblische Glaube an die Sintflut war von wesentlichem Einfluss auf die Vorstellungen über die Entstehung von Gesteinen und Fossilien, v. a. im 17. und 18. Jahrhundert, nachdem die Deutung der Fossilien als Naturspiele widerlegt worden war. Sie wurden nun als Opfer der Sintflut erklärt, u. a. durch den englischen Physikprofessor John Woodward (* 1665, ✝ 1733) und J. J. Scheuchzer. Die später nicht mehr theologisch begründete Annahme, die Erde sei früher einmal insgesamt überflutet worden, verband sich dann mit der Theorie eines Urmeeres (Neptunismus) und der Katastrophentheorie 2). Als letzter Vertreter der geologischen Sintfluttheorie gilt vielfach der englische Theologe und Geologe William Buckland (* 1784, ✝ 1856) mit seinem Werk »Reliquiae diluvianae« (1823). Von ihm stammt auch die Bezeichnung Diluvium (»Überschwemmung«, »Sintflut«) für das Pleistozän.
 
In der bildenden Kunst wird die Sintflut in einer Miniatur der Wiener Genesis (6. Jahrhundert) wiedergegeben, die wohl von antiken Darstellungen der Durchquerung von Flüssen im Kampf abhängig ist. Das frühchristliche Kompositionsschema blieb Vorbild bis in das hohe Mittelalter (Mosaik vom Anfang des 13. Jahrhunderts; Venedig, San Marco). Neue Kompositionsformen entstanden im späten Mittelalter und in der Renaissance (P. Uccello, um 1446-50; Florenz, Santa Maria Novella), die bedeutendste wohl in Michelangelos Fresko in einem der Felder der Decke der Sixtinischen Kapelle (1508-12).
 
 
E. Suess: Die Sintfluth. Eine geolog. Studie (Prag 1883);
 J. Riem: Die S. in Sage u. Wiss. (1925);
 J. P. Lewis: A study of the interpretation of Noah and the flood in Jewish and Christian literature (Leiden 1968, Nachdr. ebd. 1978);
 W. Blei: Erkenntniswege zur Erd- u. Lebensgesch. (Berlin-Ost 1981);
 C. Westermann: Genesis, Bd. 1 (31983);
 E. Zenger: Gottes Bogen in den Wolken. Unterss. zu Komposition u. Theologie der priesterl. Urgeschichte (21987).
 

* * *

Sịnt|flut, die <o. Pl.> [mhd., ahd. sin(t)vluot, unter Einfluss von ↑Sünde zu mhd. sin(e)-, ahd. sin(a)- = immer während; gewaltig u. ↑Flut]: (in Mythos u. Sage) große, katastrophale [die ganze Erde überflutende] Überschwemmung als göttliche Bestrafung: nach biblischer Überlieferung entgingen nur Noah und seine Familie der S.; (emotional übertreibend:) alles stand unter Wasser, es war die reinste S.; R nach mir die S. (was danach kommt, wie es hinterher aussieht, ist mir gleichgültig; nach dem Ausspruch der Marquise von Pompadour nach der Schlacht bei Roßbach [1757]: Après nous le déluge); Ü die Flut des Jammers, die Flut der Tränen, die S. (Langgässer, Siegel 597); Die Einwohner kämpfen erfolgreich gegen die S. unseres Wohlstandsmülls (natur 6, 1991, 60); *eine S. von etw. (emotional übertreibend; eine [plötzlich auftretende] übermäßig große Menge, ein Übermaß von etw.): eine S. von Briefen, Angeboten; Eine S. von Licht schien über die Erde ausgegossen (Hauptmann, Thiel 29); es schwoll eine S. an von Gelächter, die alle Grundfesten unterwusch (Radecki, Tag 102).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sintflut — Sintflut: Das Substantiv mhd., ahd. sin‹t›vluot (mit eingeschobenem Gleitlaut t ) bezeichnet die »große, allgemeine Überschwemmung«, in der nach biblischem Bericht die sündige Menschheit unterging. Gebildet ist es mit der gemeingerm. Vorsilbe mhd …   Das Herkunftswörterbuch

  • Sintflut — (lat. Diluvium), die nach dem Bericht des 1. Buches Mose zur Zeit Noahs von Gott zur Vernichtung der sündigen Menschen verhängte Überschwemmung der ganzen Erde, daher gewöhnlich Sündflut genannt. Die Benennung ist aber nicht von dem Worte Sünde,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sintflut — (altdeutsch sinfluot, d.h. große, allgemeine Flut), die Überschwemmung der Erde, von welcher 1 Mos. 6 8 berichtet; volkstümlich umgedeutet in Sündflut, weil sie zur Zeit des Noah als eine Strafe für die Sünden der Menschheit betrachtet wird. Die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Sintflut — Sf std. (9. Jh.), mhd. sin(t)vluot, ahd. sin(t)fluot Stammwort. Zu ahd. sin immer (Singrün), hier im Sinn von andauernd, umfassend und Flut. Das nicht mehr verstandene Erstglied wird seit dem 13. Jh. umgedeutet zu Sünd(en)flut, die Strafe für die …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Sintflut — Ölgemälde (Francis Danby, Tate Gallery) Die Sintflut wird in den mythologischen Erzählungen verschiedener Kulturen als eine göttlich veranlasste Flutkatastrophe beschrieben, die die Vernichtung der Zivilisation zum Ziel hatte. Als Gründe für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Sintflut — Nach mir (uns) die Sintflut: die Konsequenzen, die Folgen für die Zukunft sind mir (uns) gleichgültig; die Sorge um eine unheilvolle Entwicklung, um ein allgemein befürchtetes Unglück drückt mich (uns) nicht, da ich dies doch nicht mehr erleben… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Sintflut — 1. In der Sündfluth ist alles verdorben, ohne die Fische nicht, drumb dienen sie zur fasten. – Wirth, I, 99, 444. 2. Nu üs de Sündflôt vör de Döhr, säd de Mügg, un pisst bi t Regenwêder. – Hoefer, 771. Die Russen: Der Narr brunste in den See, nun …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Sintflut — Sịnt·flut die; nur Sg; 1 Rel; (nach biblischer Überlieferung) ein starker Regen, mit dem Gott die Menschen für ihre Sünden bestrafte 2 gespr; ein sehr starker Regen: Das ist ja die reinste Sintflut! || ID Nach mir die Sintflut! gespr; es ist mir …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Sintflut — die Sintflut (Aufbaustufe) große weltumspannende Flutkatastrophe Beispiel: Vor der Sintflut hat Noah je ein Paar von jeder Tierart auf seine Arche mitgenommen …   Extremes Deutsch

  • Sintflut — Hochwasser[katastrophe], Überschwemmung; (veraltet): Exundation, Submersion, Wassersnot. * * * Sintflut,die:⇨Überschwemmung …   Das Wörterbuch der Synonyme

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”